Steinkreuze

An der unmittelbaren Gemarkungsgrenze zwischen Gottschdorf und Neukirch stehen zwei Stein- Kreuze aus Granit. Standort GPS Daten (N 51°17,732´ O13°58,324´) Ob sie als Sühne- oder Gedenksteinen aufgestellt wurden oder auch als alte Kultstätten dienten, lässt sich heute nur noch schwer herausfinden.

Meist findet man Steinkreuze an Wegesrändern, die früher oder teilweise auch noch heute in oder an feuchten bzw. sumpfigen Gebieten entlang führen. Diese Gebiete waren immer schon sehr unwegsam und dienten Wegelagerern und Dieben als Verstecke für Überfälle. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass der Weg zur Gottschdorfer Heilquelle damals stark frequentiert war und somit nicht nur Kranke, die auf Heilung hofften, sondern auch Diebe und Gesindel anlockte.

1. Steinkreuz

 „Form verwischt, Kopf und Arme verkürzt, wohl ursprüngliche gerade, Schaft zur Kreuzung zu leicht verjüngt, Kanten im Umriss stark gerundet, in Armhöhe eingeritzt, im Umriss: Axt mit Tülle. Auf dem Scheitel des Kopfes drei Näpfchen- natürlich?“

Höhe: N-Seite 102 cm S-Seite 94 cm, Breite 71 cm, Stärke 27 cm

2. Steinkreuz

„Kopf kurz und gedrungen, Schaft und Arme zur Kreuzung verjüngt, Kanten abgerundet Ausrichtung SO-NW, keine Einzeichnungen“

Zum 1. Steinkreuz gehört laut Sage ein Soldatengrab von 1813, über das 2. Steinkreuz sind keine Sagen bekannt

Quellen: Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen (Gerhadt Müller/ Harald Quietzsch VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1977

Weitere Deutungsmöglichkeiten

An der Grenze zwischen Gottschdorf und Neukirch, unweit des schönen neu errichteten Rastplatzes (Hütte N 51°17,863´ O13°58,155´) im Lehrgarten, befinden sich zwei alte Steinkreuze in einem Halbkreis des Wasserstriches.

Burkhardt Proschmann hält diesen Platz für einen mindestens tausend Jahre alten Thingplatz unserer Ahnen. Diese Gegend ist voller archäologischer Denkmale, z.B. bronzezeitlicher Hügelgräber, deren Alter auf 2000 bis 5000 Jahre geschätzt wird. Vor ca. 20 Jahren wurden außerdem ganz in der Nähe Siedlungsreste und Pechbrennöfen freigelegt.

Die Flurnamen selbst sind ebenfalls sehr aussagekräftig, wie z.B. das bei Gottschdorf befindliche Waldstück die „Pane“ mit dem klaren Bezug zum vorgermanischem Gott Pan, der auch in anderen Ländern wie Irland und Griechenland als Hirtengott bekannt ist.

Es kann jedoch auch der Name Pane von den früheren Besitzern abgeleitet worden sein, denn 1485 gehörte Gottschdorf Heinrich von Grunrode und Henczko von Pannewitz. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Ableitung von dem sorbischen Wort "Bahno", welches Sumpf oder Torfmoor bedeutet.

In dieser Pane gab bzw. gibt es zwei wunderkräftige Salzquellen. Bei neueren Untersuchungen konnte jedoch kein erhöhter Salzgehalt festgestellt werden, obwohl noch in den 1870‘er Jahren davon berichtet wurde.

Des Weiteren gab es auf der Westseite von Gottschdorf in Richtung Schmorkau den in alten Karten markierten „guten Born“, welcher ebenfalls wundertätige Kräfte haben sollte und nach Überlieferungen Jahrhunderte (1500-1600) lang als Heilquelle genutzt wurde.

Unweit befindet sich auch das „Schindertännchen“, ein kleiner bewaldeter Hügel, der dem Namen nach einer alten Richtstätte zugeordnet werden kann.

In Neukirch gibt es den in alten Landkarten verzeichneten Burgenberg, auf dem sich früher eine heidnische Festung befand, welche von Bischof Benno aus Meißen geschliffen wurde. Dort war also der Sitz des hiesigen Stammesfürsten. Auch wurden eben auf diesem Berg und zu Fuße desselben bronzezeitliche Siedlungsspuren entdeckt. Der Name Neukirch zeugt auch davon, dass hier eine „neue Kirche“ gebaut wurde. Das bedeutet etwas Älteres wurde ersetzt. Wenn man weiß, dass das Wort Kirche das altdeutsche „ Kir“ beinhaltet, welches Halle, Ring bedeutet und ebenfalls Orte bezeichnete, an denen Angelegenheiten des Stammes oder der Sippe besprochen wurden, ergibt das im Zusammenhang einen Sinn.

Die Steinkreuze selbst befinden sich in einem Halbkreis des Wasserstriches. Unsere Ahnen bevorzugten derartige Plätze. Hier ist die Kraft des Wassers deutlich zu spüren und möglicherweise fühlte man sich auch der Schöpfungsmacht besonders nahe. Es war eine Gesellschaft geprägt vom Miteinander der Menschen, der Tiere und der Natur mit ihren mannigfaltigen Erscheinungen.

Diese Kreuze hier in der Nähe sind etwas ganz Besonderes. Auf einem alten Bild von 1928 ist auf dem kleineren kompakteren, fast undeutlich, das Radkreuz zu erkennen - ein altes germanisches Symbol zum Markieren einer wichtigen Versammlungs- und Richtstätte. Die Bedeutung wird gesteigert durch das zweite Kreuz, auf dem noch heute deutlich eine Axt zu erkennen ist. Diese symbolisiert das Trennen der Unwahrheit von der Wahrheit, also das Finden der Wahrheit in allen Prozessen, die das gesellschaftliche Leben in der damaligen Gemeinschaft erforderten. Links oben ist das altgermanische, keltische bzw. weltweit in vielen alten Kulturen verwendete Sonnenzeichen in Form eines rechts drehenden Radkreuzes zu erkennen. Im unteren Teil ist die Raute, also das auf dem Kopf stehende Viereck erkennbar, welches die Anwesenheit der „Allmacht“, also das Schöpfungsprinzip symbolisiert - hier sogar doppelt mit Funkenpunkt in der Mitte.

In dieser Form nahezu einmalig und damit eine echte Rarität, ist zusätzlich die Tatsache, dass sich auf diesem Kreuz 3 Schalen (Näpfchen) befinden. Diese sind tatsächlich an allen alten Kultstätten nachweisbar. Allerdings sind an diesen Stätten meist separate Schalensteine zu finden. Sie dienten dem Auffangen von Opfergaben, ev. auch Blut, um die Götter der Sippe um Rat und Hilfe zu bitten, die zu fällende (Beil) Entscheidung gerecht zu treffen. Hier gibt es noch die Besonderheit, dass es drei Schalen sind, die ebenfalls das göttliche Prinzip der Trinität symbolisieren.

Damit wird deutlich, dass diesem Ort durch unseren Ahnen eine sehr hohe Bedeutung beigemessen wurde.

Der Buchautor Rainer Schulz hat in seinen Büchern, wie in „Die wahre Bedeutung der deutschen Ortsnamen“ darlegen und nachweisen können, welche Regeln das Zusammenleben damals bestimmten und welche Spuren davon erhalten blieben. Der Verein „ Götterhand - Jäger des Lichts“ aus Sohland hat im Kreis Kamenz viele alte Sonnenheiligtümer aufspüren und dokumentiert können.

„Wanderer, wenn du dich im Kreis dieser alten Male befindest, halte inne und gedenke der Alten die das was wir heute sind, mit ihrem Tun und Handeln initiiert hatten.“

Burkhardt Proschmann 2022 01

Rico Mager 2022 01